Erst vor kurzem wurde die MVI Entwicklungswerkstatt im Norden von München aufgrund großer Aufträge von Automobilherstellern hochgerüstet. Wir berichteten im Februar 2024 (Blog Hochrüstung Werkstatt). Nun ist auch der angekündigte Ausbau für das Arbeiten an Hochvoltsystemen realisiert. Damit können die MVI AUTOMOTIVE-Expertinnen und -Experten Lösungen nicht nur für Elektro- und Hybridfahrzeuge bieten, sondern auch für E-Motorräder, schildert Felix Thiel. „Die Aufträge ließen nicht lange auf sich warten, von den kleinsten Fahrzeugmodellen bis zu den Luxuslimousinen haben wir bereits viele Hochvolt (HV) – Arbeiten vorgenommen“, erläutert der erfahrene HV-Experte und fügt hinzu „dank unserer neuen Elektroameise können wir die bis zu 800 kg schweren Speicher mühelos transportieren.“
Schwerpunkte im neuen Leistungsfeld
„Wir sind spezialisiert zum einen auf die Hochrüstung und zum anderen auf die Reparatur von Hochvoltsystemen.“ Bei ersterem werden die Speicher aus dem Fahrzeug, die sich im Unterboden befinden, ausgebaut und geöffnet „Dann kann man sozusagen in das Herz des Fahrzeugs schauen, in den Hochvoltspeicher, um notwendige Anpassungen durchzuführen“, erklärt Thiel anschaulich. Es ginge nun darum Einzelteile darin auszutauschen wie, Zellüberwachungsschaltungen (CSC) oder Überwachungen der Zellspannung in Batterien (CPs) oder auch Battery Management Units (BMU), neue Stecker und vieles mehr. Kurz gesagt, wenn die Hardware oder die Software sich ändert, weil sie aktualisiert wird oder neu ist, dann spricht man von Hochrüstung“, so der Spezialist. „Heutzutage werden bei der Reparatur die Komponenten ausgetauscht und nicht repariert“, ist dem ehemals gelernten KFZ-Mechaniker wichtig zu erwähnen. Falls Bauteile der Entwicklungsfahrzeuge defekt sind, werden die Aus- und Umbauten in der MVI Entwicklungs-Werkstatt vorgenommen. Zudem werden auch die Elektro-Motoren genannt „HEATs“ aufgrund Verbesserungen in der Leistung in der E-Werkstatt regelmäßig ausgetauscht.
Welche Bedingungen sind für HV-Arbeiten essenziell?
Die Mitarbeiter von MVI AUTOMOTIVE sind geschult darin „Arbeiten unter Spannung“ (AUS) durchzuführen, und zwar bis zu 1000 Volt. Von 400 Volt Antriebsstrang bis zu 800 Volt sind derzeit Elektrofahrzeuge ausgelegt und bieten damit mehr Reichweite durch einen schnelleren Ladezyklus und weniger Gewicht, denn je höher die Spannung, umso geringerer Kabeldurchmesser wird benötigt. „Die Werkzeuge und Tools mit denen unsere Mitarbeitenden arbeiten, sind auf 1000 Volt zugelassen und speziell isoliert – wichtig, damit kein Kurzschluss entsteht“, und ein essenzielles Kriterium sei nach Thiel „eine spezielle AUS-Arbeitsfläche, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss, um die Umbauarbeiten vornehmen zu können.“ Zu den Regelungen gehören, dass es ein abgetrennter Bereich, kein ESD Boden sein darf, wenig Personenverkehr und im Idealfall einen Fluchtweg geben muss. „Auch diese Vorkehrungen sind bei uns gegeben“, bestätigt uns der Experte. Es gibt verschiedene Ausbildungs-Grade, die den Mitarbeitenden ermöglichen, an Hochvoltsystemen zu arbeiten. Bei spannungsfreien Fahrzeugen ist das gesamte Team berechtigt, daran zu arbeiten, da alle Mitglieder die grundlegende Stufe 1-Ausbildung absolviert haben. Jedoch dürfen nur diejenigen, die die Stufe 2 erreicht haben, das Fahrzeug spannungsfrei schalten. Bei MVI AUTOMOTIVE investieren wir kontinuierlich in die Weiterbildung unserer Mechaniker:innen, um ihnen den Aufstieg von Stufe 2 auf Stufe 3 zu ermöglichen. Zudem ist das Team auf der Suche nach erfahrenen Fachkräften, die bereits die Zertifizierung für Stufe 2 besitzen oder sogar die höchste Stufe 3 erworben haben, um am Hochvoltspeicher zu arbeiten. Neben den allgemeinen Benefits der MVI bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein breites Spektrum an Schulungen und Weiterbildungsprogrammen an, um ihre Fähigkeiten stetig zu erweitern und zu vertiefen.
Innovative Lösungen für Kundenbetreuung wie Container für HV-Speicher
Um den Kunden noch umfassender in der E-Mobilität zu betreuen, wurde in einen speziellen Container investiert, in dem Hochvoltspeicher eingelagert werden. Dieser maßgeschneiderte Container bietet nicht nur eine sichere Lagerungsumgebung, sondern auch eine Reihe von Sicherheitsvorkehrungen, darunter interne Überwachungssysteme, Diebstahlschutz und eine integrierte Feuerlöschanlage für den Notfall. „Eine kontinuierliche Überwachung ist durch eine hochmoderne Alarmanlage gewährleistet, die sowohl akustische Signale als auch eine 24/7 besetzte Schaltzentrale umfasst“, informiert uns Thiel. Derzeit sind Batterien von einem OEM eingelagert, die in regelmäßigen Intervallen vom Kunden abgerufen werden können. Bei längerer Lagerung führen wir präzise Messungen durch, um die Kapazität und Leistung der Speicher zu überprüfen. Dank unserer effizienten Arbeitsweise und flexiblen Logistik können wir die Hochvolt-Speicher innerhalb eines Tages versenden oder abholen lassen, verpackt in dafür vorgesehene Transportboxen. Über ein spezielles Tool wird es dem Kunden ermöglicht die Auslastung in der Werkstatt einzusehen und Aufträge entsprechend zu koordinieren.
Das Team der MVI AUTOMOTIVE ist schnell und zuverlässig, das schätzen auch die Kunden. Ein Beispiel dazu erläutert Thiel schmunzelnd: „Es gab eine Situation, in der ein E-Auto eines Kunden auf der Straße liegen blieb. Wir reagierten sofort, schleppten das Auto ab und behoben den Schaden: Marderbiss“, er lacht und meint, „die können wohl auch unter Spannung arbeiten“. Aber wie man sieht, ist MVI AUTOMOTIVE bereit in jeder Situation zu helfen.
Die MVI Entwicklungs-Werkstatt im nördlichen München ist hervorragend gerüstet für künftige Herausforderungen. Mit innovativen Lösungen und einem hochqualifizierten Team sind sie bereit, den Wandel in der Automobilindustrie aktiv mitzugestalten. Felix Thiel betont die vorausschauende Arbeitsweise des Unternehmens, die gute Dynamik im Team, sowie dessen kontinuierliche Weiterentwicklung, um den Anforderungen zukünftiger Entwicklungen gerecht zu werden.